Unser Jahr 2012

Wie bereits angekündigt, kommt hier nun der Versuch eines Jahrerückblicks für 2012.

Das ist gar nicht so leicht, denn das gesamte vergangene Jahr ist nur recht verschwommen in unserer Erinnerung, kaum sortiert und es ist schwierig Ereignisse einer bestimmten Zeit zuzuordnen.

Alle Zeitangaben also ohne Gewähr 😉

Das Jahr hat schwierig angefangen für uns und die Erinnerungen sind nur schwach. Wir haben kurz zuvor, also Ende 2011, offiziell Abstand zu unserer Familie gefunden, zu unserer Mutter und unserem Bruder. Die Entscheidung war sehr schwierig und hat uns zu Beginn des letzten Jahres sehr zu schaffen gemacht. Gleichzeitig fiel aber auch die klare Entscheidung im System, endlich wirklich Abstand zu gewinnen, endlich wirklich frei zu sein, mit der Bereitschaft alles uns in der Macht stehende zu tun, um sich aus den Fängen der RiGaG zu befreien. Es zeichnete sich immer mehr ab, dass der bisherige Zustand nicht weiter tragbar war.

Wir versuchen also weitere Unterstützung für diesen Weg zu bekommen, gingen offensiver vor indem wir immer deutlicher äußerten was wir brauchten, Hintergründe und Schwierigkeiten ansprachen. Der Erfolg dieser Methode blieb erstmal aus. In unserer damaligen Therapie dümpelten wir erfolglos rum, starteten immer wieder neue Anläufe um eine Arbeitsbasis finden zu können, um dann wieder mit Enttäuschung festzustellen, dass diese Versuche sinnlos waren. Die Therapeutin forderte uns immer wieder auf Unterstützung von anderen Seiten zusätzlich zu finden. Bemüht haben wir uns, klapperten Beratungsstellen und Therapeuten ab. Entweder konnte man uns nicht helfen oder man wollte nicht, der Hintergrund wirkte abschreckend. Eine harte Zeit mit wahnsinnig vielen Zweifeln, ob wir überhaupt irgendwann jemanden finden würden, der uns wirklich helfen kann. Gab es diesen Menschen überhaupt?

Aber wir hatten noch unsere Therapeutin, die zwar wenig hilfreich aber wenigstens da war und hatten zusätzlich die ambulante Betreuung, die uns zumindest half uns um wichtige Dinge, wie den Rentenantrag, den Insolvenzantrag, Arbeitsamtsgedöns, Gutachter, Arztbesuche usw. zu kümmern.  Allerdings war auch der Kontakt mit der ambulanten Betreuung jedesmal ein wahnsinniger Kampf, den wir mehr als einmal verloren haben.

Irgendwann, zu Beginn des Jahres als unser Widerstand deutlicher wurde, sendete man uns und unserer Partnerin eine kleine Warnung dessen, was vermeintlich passieren würde, wenn wir diesen Weg weitergehen würden. Man manipulierte nachweislich die Bremsen ihres Autos, was aber glücklicherweise und das sollte es wohl auch, gut ausging.

Im April hatten wir einen Termin für ein Gutachten bzgl. unseres Rentenantrags, mit dem Ergebnis das uns (erstmal) für ein halbes Jahr, die volle EU-Rente genehmigt wurde. Das Gutachten selbst war die reinste Katastrophe, daran erinnern möchten wir uns nicht unbedingt.

Als nächstes entschied unsere damalige Therapeutin die Therapie mit uns zu beenden. Das kam sehr überraschend, weil sie uns in der Woche zuvor noch versicherte diese Zeit gemeinsam mit uns durchzustehen und da zu sein. Dann plötzlich teilte sie uns ihre Entscheidung mit, gab uns noch einen letzten Termin und äußerte dann nochmal klar, dass sie keinen weiteren Kontakt wünscht und aus dem Thema aussteigen möchte. In der letzten Stunde, eine Woche später, versuchten wir das in uns aufbrechende Desaster ein wenig abzufangen, indem wir versuchten zu klären, warum es zu diesem plötzlichen Sinneswandel kam. Richtig geklärt werden konnte es nicht, inzwischen haben wir unsere Erklärung darin gefunden, dass sie überfordert war und verängstigt. Es ist ihr über den Kopf gewachsen. Schade nur, dass sie vorherige Möglichkeiten mit uns genau darüber zu sprechen, wir haben es mehrfach angesprochen und immer wieder nachgefragt, abgetan hat und somit mehr kaputt gemacht hat, als es hätte sein müssen.

Im Nachhinein sind wir froh über das Ende, denn so haben wir, Mitte des Jahres(?), nochmal alle Hebel in Bewegung gesetzt und am Ende den Weg zu unserer jetzigen Therapeutin gefunden. Sie war uns, in den letzten Monaten des Jahres, eine wichtige und gute Unterstützung und bietet uns die Möglichkeit positive Therapieerfahrungen zu sammeln.

Die Unterstützung durch Freunde und Bekannte war über das Jahr hinweg enorm, jeder auf seine Art und Weise wertvoll und hilfreich. So konnten wir das ein oder andere Mal etwas durchatmen, weil jemand uns unseren Sohn etwas abgenommen hat und uns Freiraum schenkte, weil Freunde an schwierigen Tagen da waren und Schutz und Halt boten, weil sie manchmal stundenlang mit uns telefonierten oder chatteten um uns zu beruhigen und zu zeigen, dass wir nicht allein sind. Weil immer dann, wenn bei uns alles zusammenbrach (und das war mehr als einmal), einer von ihnen da war und half die Katastrophe mit aufzufangen, abzufangen was geht und wieder aufzubauen. Weil unsere Ängste und Zweifel ernst genommen, angenommen und nicht klein geredet wurden, weil wir verstanden wurden und nicht das Gefühl haben mussten ins Bodenlose zu fallen. Was nicht ausschließt, dass es sich das ein oder andere Mal dennoch so angefühlt hat.

Unsere Beziehung ist auch in diesem Jahr wieder etlichen Schwierigkeiten ausgesetzt gewesen, einige Male schien die einzig sinnvolle Lösung, die Trennung, wenn auch erstmal nur Räumlich. Gleichzeitig ist die Beziehung so eng, dass diese Lösung keiner von beiden so richtig möchte. Also wurde gesprochen, gestritten, diskutiert, sich vertragen, geredet, geschwiegen, gebrüllt, geheult, getröstet, gehalten, gelacht, gehofft, gestärkt, gefunden, verloren, aufgegeben, sich begegnet, wiedergefunden, geliebt, …

2012 hat es wieder vermehrt Kontakt zu dem Ex-Mann gegeben, dem Vater unseres Kindes. Dieser Kontakt ist für uns jedes Mal wieder eine Herausforderung, endet es doch häufig in Beschimpfungen unserer Person, für unseren Sohn jedoch enorm wichtig. Zwischenzeitlich haben sich unsere vorherrschenden Kommunikationsschwierigkeiten so zugespitzt, das nur ein Kontakt über die Therapeutin unseres Sohnes möglich war. Es hat sich insofern gelohnt, dass es zur Zeit wieder Kontakt zwischen den beiden gibt, wenn auch nur telefonisch.

Die Therapeutin unseres Sohnes hat darüber hinaus auch die ein oder andere bei uns ausbrechende Kriese abgefangen und stand uns mehrfach hilfreich zur Seite. Gerade zu der Zeit, als unsere ehemalige Therapeutin, von einer Woche auf die andere, plötzlich weg war.

Im Sommer des Jahres hatten wir etwas Ablenkung von all unseren Katastrophen, konnten zwei Wochen bei Freunden Urlaub machen und im Anschluss nochmal ne Woche am See. Wir sind zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder schwimmen gegangen. Nicht neben dem Kinderbecken vor sich hindümpeln, nein, wir waren wirklich schwimmen und tauchen. Unvorstellbar, denn Wasser im Gesicht sorgt hier doch in erhöhtem Maße, für Panik und Todesangst und ist selbst beim Duschen schon ne Herausforderung.

Wir waren mit unseren Inlinern laufen und haben jeden verfügbaren Sonnenstrahl in uns aufgesogen.

Wir haben nach vielen Versuchen, in Selbsthilfeforen einen Raum für uns zu finden, festgestellt, dass dieser Weg nichts für uns ist. Wir sind dankbar für die Menschen, zu denen wir über dieses Medium gefunden haben, dankbar für Freundschaften die sich daraus entwickelt haben aber die negativen Erfahrungen überwiegen. Dementsprechend haben wir uns 2012 dann auch aus dem letzten Forum zurückgezogen und es tut uns gut. Wir haben gebraucht um uns, von Dingen und Leuten die uns dort begegnet sind, zu erholen und sind damit auch noch immer beschäftigt. Im Internet begegnet man immer wieder Menschen, die sich dort anders darstellen, als sie es in der Realität sind. Menschen die sich Geschichten ausdenken, Erlebnisse von anderen kopieren, Lügengebilde aufbauen, vertrauen missbrauchen, krank sind. Das ist im keiner Weise wertend gemeint, denn diese Menschen müssen ein großes Problem mit sich tragen, denn einen anderen Grund finde ich als Erklärung für dieses Verhalten nicht. Viele Stunden und Gespräche wurden in einen dieser Menschen investiert, es wurden sich Nächte um die Ohren geschlagen und es fanden immer wieder die selben Gespräche statt, leider ohne Erfolg. An dieser Stelle haben wir für uns gelernt, dass man ausschließlich den Menschen helfen kann, die tatsächlich Hilfe möchten, denn wer nichts verändern möchte, wird das auch nicht tun!
Wir müssen und mussten uns von diesen Menschen distanzieren. Es macht uns wahnsinnig wütend und hilflos, wenn wir Menschen begegnen, die mehr oder weniger offensichtlich faken, sich Storys ausdenken um Fehlverhalten zu rechtfertigen, anderen, die diese Erlebnisse und Probleme tatsächlich mit sich tragen, etwas vorspielen und sie hintergehen, nur um dem narzistischen Selbst Befriedigung zukommen zu lassen. Da stellen wir uns die daraus resultierende Frage, wie es dieses narzistische Wesen als befriedigend erleben kann, wenn sämtliche Kontakte auf Lügen aufgebaut sind oder darauf den Gegenüber einzuschüchtern. Im Kreise von labilen, hochtraumatisierten Menschen ist das, wenn man weiß wie, relativ einfach zu erreichen.

Das Jahr 2012 stand für uns unter den Sternen der Selbstfindung, der Entscheidung, dem Kampf, der Befreiung, der Krise, der Hoffnung, der Stärke und dem Glauben. Durch das Tattoo, welches wir uns im Dezember haben stechen lassen, ist ein langer Wunsch in Erfüllung gegangen.

„Hope defies all agony“

Die Hoffnung ist es, die uns das Jahr hat überstehen lassen, die uns die Möglichkeit gab, uns auf unseren Weg, einen Schritt raus aus der Hölle unseres Lebens zu machen. Die Hoffnung ist es, die uns jeden Morgen hat aufstehen lassen, kämpfen lassen und selbst in den dunkelsten Stunden nicht aufgeben lies.
Die Hoffnung die Hölle unseres Lebens irgendwann mit ein bisschen Abstand betrachten zu können und nicht auf Dauer darin leben zu müssen.

Das Jahr war ein unglaublicher Kampf, mit vielen vielen Niederschlägen und gleichzeitig vielen positiven Erfahrungen.
Wir sind froh, dass es vorbei und geschafft ist, das wir hier noch sitzen und schreiben können, das unser Lebenskampf weitergeht.

Für das Jahr 2013 wünschen wir uns ein paar Katastrophen weniger, die Möglichkeit uns neu zu orientieren, die Kraft mehr am Leben teilzunehmen, die Ruhe um die Geschehnisse der letzten drei Jahre verarbeiten zu können, den Mut nicht aufzugeben, die Stärke bei uns zu bleiben und uns weiter zu entwickeln.

4 Kommentare (+deinen hinzufügen?)

  1. sternendertrauer
    Jan 05, 2013 @ 16:15:11

    Danke ein schöner Beitrag aus dem leben spricht ! Wir denken fest an euch und ich wünsche euch für 2013 viele Menschen die stabil bei euch bleiben auf die Verlass ist und von Herzen ganz viel Sonnenstrahlen 🙂

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  2. anja und co
    Jan 05, 2013 @ 20:58:03

    Das wünschen wir Euch auch von Herzen!!
    Es ist viel gewesen! Aber sooo viele wichtige grundlegende Schritte!

    Viele grüße und Frohmut
    anja und die sterne

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