Wir werden von Gefühlen überflutet. Verzweiflung, Wut, Enttäuschung.
In unserem letzten Artikel schrieben wir vom selben Thema, heut etwas genauer.
Die Therapeutin unseres Sohnes hat sich entschieden, dass sie möchte das wir eine Familienhilfe beantragen und das Jugendamt einschalten. Grundsätzlich müssen wir dazu sagen, dass wir weder etwas gegen diese Hilfe, noch gegen das Jugendamt haben. Wenn diese Unterstützung von Nöten wäre, würden wir sie liebend gern annehmen.
Aber, sie ist es nicht. Ganz im Gegenteil, es wäre keine Hilfe, sondern eine zusätzliche, nicht notwendige Belastung für alle Beteiligten!
In die Therapie ist er gekommen, weil er zuvor für längere Zeit nicht bei uns sein konnte, sondern bei unserer Mutter war und weil er mit der Trennung von seinem Vater nicht zurecht kommt, der sich leider herzlich wenig um seinen Sohn schert. (Was so nicht mehr ganz stimmt, denn inzwischen telefonieren sie zumindest regelmäßig. Gesehen hat er ihn seit vier Jahren nicht mehr, also die Hälfte seines Lebens)
Da sind einfach Dinge, die er verarbeiten muss und mit denen er einen Umgang lernen muss. Das hat er noch nicht. Dabei sollte ihn die Therapeutin eigentlich unterstützen. Erreicht hat sie in den eineinhalb Jahren mit ihm nicht wirklich etwas. Das was erreicht wurde, ist nicht der Therapie zu verdanken, sondern ist aus unserer Arbeit mit ihm entstanden.
In diesen eineinhalb Jahren sind auch wir durch die ein oder andere Krise gewandert und glücklicherweise hat die Therapeutin unseres Sohnes uns aufgefangen als wir keinen anderen Ansprechpartner hatten. Zum Beispiel als unsere letzte Therapeutin von heut auf morgen die Therapie abgebrochen hat. Somit weiß sie auch einiges über uns aber nicht nur deshalb. Hauptsächlich weil wir es immer für wichtig gehalten haben, dass sie als Therapeutin unseres Sohnes weiß, was bei uns Zuhause so los ist. Also immer versucht so offen und ehrlich wie möglich mit ihr umzugehen. Das war, wie es aussieht ein großer Fehler. Anders als sie immer sagte, scheint sie mit dem Thema überfordert zu sein. Schön wäre es gewesen, hätte sie das einfach gesagt und wir hätten einen anderen Weg gesucht. Jetzt ist ihre einzige Reaktion nur noch aus einem Gefühl der Hilflosigkeit (zumindest vermuten und hoffen wir das das dahinter steht) heraus zu agieren und Verantwortung abzugeben.
Grundsätzlich, wäre diese Hilfe nötig, wäre das alles gar kein Problem. Dann wäre ihr Engagement tatsächlich lobenswert.
Ihr Begründung uns gegenüber ist, dass sie das nicht alles auffangen kann und möchte das unser Sohn einen weiteren Ansprechpartner hat. Nun gut, ist ja eine nette Idee. Die Situation ist aber so, dass wir ja zum einen eine Partnerin haben, die seit sechs Jahren mit uns und unserem Sohn zusammen lebt. Somit Ansprechpartnerin nach uns ist und auch Freunde da sind die für ihn jederzeit ansprechbar sind, was er auch weiß und nutzt. Vor eineinhalb Jahren, als er die Therapie dort begonnen hat, war das noch nicht der Fall. Da war kein anderer Ansprechpartner, keine Helfer oder wie auch immer, außer unserer Partnerin. In der Situation hätten wir ihre Begründung sogar noch verstanden, in der jetzigen Situation passt sie einfach nicht mehr.
Unser Sohn ist recht weit für sein Alter und kann auch schon recht klar formulieren was er möchte und was er braucht. Er hat ganz klar gesagt, dass er niemanden braucht weil er genug Leute hat mit denen er reden kann.
Er hat seiner Therapeutin auch gesagt, dass er nie wieder ein Wort mit ihr spricht, wenn sie das Jugendamt anruft. Nicht weil wir es ihm so gesagt haben, sondern weil er es selber für nicht nötig hält.
Wir haben ein sehr enges und gutes Verhältnis zu unserem Sohn und vor allen ein sehr offenes. Er ist nicht auf den Mund gefallen und äußert klar, wenn etwas für ihn nicht in Ordnung ist und wird von uns auch dazu angehalten genau das zu tun. Wir bestärken ihn immer wieder darin und sind sehr froh darüber das er es auch tut.
Wir reagieren relativ allergisch auf das Jugendamt. Nicht weil es das Jugendamt ist, sondern weil unsere Mutter, seit unser Sohn auf der Welt ist, versucht, ihn zu sich zu holen. Zwei Mal hat sie es geschafft, einmal waren es „nur“ zwei Monate, beim zweiten Mal eineinhalb Jahre. Nochmal stehen weder wir, noch unser Sohn das durch. Und leider gibt es Verbindungen von unserer Mutter (somit auch der RiGaG) zum Jugendamt, was uns grundsätzlich schon mal in eine schlechte Lage bringt.
Vielleicht sollte man erwähnen, dass sämtliche Personen, die uns und unserem Sohn im Alltag erleben und kennen (Partnerin, Freunde, bis vor kurzem betreutes Wohnen, Helfer) die Idee der Therapeutin ebenfalls für völlig unangebracht halten. Sie sehen genauso wenig einen Bedarf wie wir und schütteln nur den Kopf. Und vielleicht sollte man auch erwähnen, dass die Therapeutin unseres Sohnes sich bisher weigert diese Leute anzuhören um einen Eindruck gewinnen zu können, wie es nun tatsächlich bei uns Zuhause ist.
Während dem einen Gespräch mit der Therapeutin saß eine Vertraute von uns im Wartezimmer. Wir haben mehrfach angeboten das sie sich ihre Meinung dazu anhören soll, da sie jemand ist der auch beruflich damit zu tun hat einzuordnen ob in einer Familie Hilfe benötigt wird oder nicht. Sie hat sich geweigert und tut das auch immer noch.
Gestern hat sie uns dann gesagt, dass wir uns nun entscheiden können ob wir uns selbst beim Jugendamt melden (momit denn bitte?) oder ob sie das machen soll, was sie wird, wenn wir es nicht tun. Nun gut, wir könnten es jetzt natürlich schnell machen um einen guten Eindruck zu hinterlassen. So von wegen, ja die kümmert sich, sieht ihre Defizite und holt sich Hilfe. Aber das wäre einfach bescheuert, weil es keinen Grund gibt. Ganz im Gegenteil, es gibt etliche Gründe die dagegen sprechen. Also könnten wir alternativ auch beim Jugendamt anrufen und sagen, sie mögen doch bitte mal vorbei kommen und gucken ob sie nicht vielleicht ein Problem finden, welches es nötig macht das wir eine Familienhilfe bekommen. Vielleicht finden sie ja doch noch was… Nee also rufen wir nicht an, weil weder wir noch alle anderen die uns kennen, einen Bedarf sehen.
Heute hatten wir Therapie und unsere Therapeutin wird nun morgen erneut mit ihr sprechen und sie versuchen umzustimmen. Immerhin hat sie sie beim letzten Telefonat dazu bewegen können uns eine Woche Zeit zu geben bevor sie weitere Schritte einleitet. Außerdem hat die Therapeutin unseres Sohnes uns gestern im Gehen noch gesagt das sie nochmal mit uns telefonieren möchte, wenn wir mit unserer Therapeutin gesprochen haben. Sicherlich in der Hoffnung, dass unsere Therapeutin uns umgestimmt bekommt und wir uns „freiwillig“ beim Jugendamt melden.
Wir werden also auch in diesem Telefonat nochmal freundlichst versuchen zu erklären, warum wir das was sie vorhat für überflüssig und schwachsinnig halten und sie nochmal darum bitten mit den Leuten zu sprechen die uns fast täglich erleben.
Bisher weigert sie sich vehement und wahrscheinlich wird sie das auch weiterhin. Ihre Gesprächsbereitschaft ist auch relativ oberflächlich. Man darf zwar was sagen, zur Diskussion steht aber nichts. Also kann mans im Grunde auch direkt lassen oder sich mit der Wand unterhalten. Der Effekt wäre wohl der selbe.
Wir sind verzweifelt darüber das sowohl unserer Mutter als auch der RiGaG wieder der Ball zugespielt wird und uns die Hände gebunden sind, wir dem hilflos ausgeliefert sind und das einfach absolut unbegründet.
Wir kriegen die Krise, wenn wir sehen wie (ja wir wohnen in einer ziemlichen Brennpunktgegend) die Eltern hier mit ihren Kindern umgehen und das Jugendamt schaut zu und greift nicht ein, weil hier in der Gegend ist es halt so und die Kinder kennen es ja nicht anders. Das müssen wir tagtäglich sehen und stehen auch da hilflos daneben.
Wir reißen uns täglich den Ar… auf um für unseren Sohn alles richtig zu machen. Was sicher nicht heißt, dass nicht auch wir Fehler machen aber wir haben einen geregelten Alltag mit unserem Sohn, eine (meistens) glückliche Familie. Nicht nur einmal haben wir von unserer Partnerin oder auch Freunden gehört, dass wir teilweise zu viel machen.
Nee wir sind uns nicht sicher eine gute Mutter zu sein. Das werden wir sicherlich auch nie, denn dazu müssten sich unsere Erwartungen erstmal der Realität anpassen und nicht immer meilenweit darüber liegen. Dazu müssten wir „normaler“ werden und unsere Angst davor unserem Sohn zu schaden entschärfen. Aber gleichzeitig ist es genau diese Angst, die uns jeden Tag wieder antreibt unsere beste Leistung für ihn zu geben, zu funktionieren wenn er da ist, Mutter zu sein, für ihn da zu sein, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn zu versorgen, mit ihm zu kuscheln usw.
Und weil wir diese Angst haben und immer damit rechnen evtl. doch unserem Kind zu schaden, sichern wir uns ständig bei anderen ab. Bitten sie ebenfalls ein Auge darauf zu haben, uns sofort bescheid zu geben, sollten sie etwas mitbekommen was nicht in Ordnung ist. Bitten sie immer wieder um ehrliche Rückmeldung die wir auch bekommen. Und in den Punkten vertrauen wir den Leuten, es sind alles Leute denen das Wohl unseres Sohnes am Herzen liegt und die sich, sollte es nötig sein, auch gegen uns stellen würden.
Unsere Partnerin wäre die erste die eingreifen würde, sollte ihr etwas auffallen was nicht okay ist und sie ist ebenfalls so, dass sie uns sofort sagt, wenn irgendwas ist und das schon sehr frühzeitig. Sie ist auch niemand der die Augen verschließen würde und dafür sind wir sehr dankbar. Denn das vermittelt uns Sicherheit. Zu wissen, das andere Leute da sind, die schauen und aufpassen und die wir sogar darum bitten, alles was ihnen negativ auffällt zu sagen, damit wir es entweder verändern können oder, wenn es sein müsste auch unseren Sohn vor uns schützen würden.
Denn das ist etwas was wir uns geschworen haben und was nie zur Diskussion stand. Sollten wir unserem Kind schaden, sind wir die ersten die gehen und ihn in Sicherheit bringen.
Wir sind wütend und hilflos über dieses -zurück in die Hände der RiGaG/Mutter- schleudern. Wir sind enttäuscht davon, dass sie uns so hintergeht (ja so empfinden wir es), wir sind sprachlos darüber, dass sie uns nicht einmal die Chance einräumt zu zeigen wie es wirklich ist, dass sie die Leute die es beurteilen können nicht hören will, dass es sie weder interessiert was wir sagen, noch was unser Sohn sagt.
Wir sind wütend darüber, dass sie ihre Unfähigkeit mit ihm an seinen wirklichen Themen zu arbeiten, auf uns abwälzt und uns Probleme zuschiebt die nicht da sind!
Wir sind verzweifelt und hilflos, weil wir wissen wie das Spiel weitergeht und weil wir das nicht mehr aushalten…
Wir sind… einfach alles… und vor allem im Vertrauen wieder so enttäuscht, dass hier alle Schotten dicht gemacht werden. Das wiederum wirkt sich auch auf unsere Beziehung zu unserer Therapeutin aus, denn ja, sie ist Therapeutin und wird gerade mit all den anderen Therapeuten in einen Topf geschmissen, die uns übel enttäuscht haben und davon gibt es leider so einige. Man erwartet von ihr genauso wie von allen anderen, dass irgendwann der Punkt kommt an dem sie uns auch von hinten das Messer in den Rücken rammt. Und es ist unfair ihr gegenüber, denn sie hat nichts getan um dieses Gefühl zu wecken.
Wir sind so enttäuscht und verletzt, dass wir uns in den Zustand von „nur noch auf sich selbst vertrauen“ zurückziehen, niemanden mehr um uns haben wollen, niemandem mehr vertrauen wollen, auf niemanden mehr verlassen, auf niemanden mehr hoffen, einfach wieder nur für uns und unseren Sohn die Verantwortung tragen und alles andere zerstören und wegtreiben.
Wir sind so voller Angst, dass wir uns am Liebsten sofort umbringen würden, damit wir nicht mit ansehen müssen, dass unser Sohn erneut zu unserer Mutter kommt. Wir sind so voller Angst, das wir uns freiwillig ausliefern, nur damit man uns unseren Sohn nicht nimmt und ihn weiterhin Kind sein und in Frieden aufwachsen lässt.
Wir sind…
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