Eigentlich gehts um was anderes… *grummel*

Eigentlich würden wir heut gern von etwas schreiben, für das wir leider keine Worte finden. Wobei, das stimmt nicht so ganz. Wir finden Worte, sie sind da aber sobald sie aus uns herauskommen wollen, verschwinden sie wieder. Sie bilden einen Brei aus Worten die keinen Sinn mehr ergeben, aus Satzfetzen die nicht mehr zusammen passen. Frisch durch den Fleischwolf gepresst, ordentlich durchgeknetet und als nicht wiedererkennbares etwas verschließt es sämtliche Mitteilungswege.

Es geht um Bilder, die uns um die Ohren fliegen. Um Erinnerungen die keine sind, denn es fehlt uns jegliche Verbindung dazu. Wir erkennen keinen Ort, keine Person, keine Situation.
Wir wissen nicht was diese Bilder ausgelöst hat, auch da fehlt uns absolut der Zusammenhang und auch die Energie danach zu suchen.
Wir haben noch soviel um die Ohren, dass gar keine Kraft und Zeit bleibt. Pflichten die weder verschoben noch liegen gelassen werden können. Der Körper schmerzt nur noch, was häufig dann aber auch gar nicht mehr gespürt wird, Dissoziation ist alles und manchmal doch recht hilfreich.
Sämtliche Bitten und Versprechungen nach Innen uns noch die Zeit zu geben, bis es Außen etwas ruhiger ist und wir uns im Anschluss damit befassen können, verlaufen im Sande und finden keine Beachtung.

Der Versuch hier darüber zu schreiben scheitert, weil wir es nicht niederschreiben können.

Also belassen wir es nun dabei. Es bleibt ein Beitrag in dem wir drumherum schwafeln und nicht auf den Punkt kommen, uns selbst die Fallstricke zwischen die Beine werfen und dabei hoffen nicht zu doll auf die Nase zu fallen. Nun ja…

komplexe Beziehungen oder: Beziehung mit einem multiplen System

Vor einiger Zeit fragte Sebastian (ein Partner einer Person mit DIS) wie er in Streitfällen mit seiner Partnerin umgehen soll oder wie er damit umgeht, dass es im System seiner Partnerin eine (oder auch mehrere) Unterpersönlichkeit (-en) gibt, die die Beziehung beenden möchte. (nachzulesen unter: Bist du „Viele“ oder tust du nur so?)

Ein Beziehungsleitfaden dazu gibt es leider nicht und wir werden auch keinen liefern können, noch möchten wir das. Es gibt kein System, welches einem anderen gleicht, kein immer richtig oder immer falsch.

Wir können aber von unseren eigenen Beziehungsideen schreiben, davon wie wir selbst Beziehung erleben, was uns wichtig ist und davon, dass all das jederzeit veränderbar und in Bewegung ist.

In einer Partnerschaft geht es auch immer um Kompromisse und darum eine gemeinsame Vorstellung von Beziehung zu entwickeln. Das bedeutet für uns, dass es wichtig ist über aufkommende Fragen zu sprechen, sich zu trauen Unsicherheiten und Befürchtungen anzusprechen und möglichst offen miteinander umzugehen. Was es nicht für uns bedeutet ist, dass der Partner alles wissen muss und es keine Geheimnisse geben darf. Wir empfinden es als wichtig, dass die gefundenen Strukturen und Vereinbarungen keine starren Vereinbarungen sein müssen, sondern immer wieder besprochen und angepasst werden dürfen.

Begegnet mir im System meines Partners eine Unterpersönlichkeit, die mich an ihrer Seite nicht akzeptiert, die kein Interesse an einer Beziehung hat, mich gar nicht liebt und die Beziehung vielleicht sogar beenden möchte, wäre meine erste Intension dahinter zu schauen und zu hinterfragen.

Warum möchte die Person sich trennen?
Sind es Ängste die dahinterstehen, so lässt sich vielleicht ein gemeinsamer Weg finden, diese Ängste abzubauen oder einen Umgang damit zu finden.
Will die Person sich nicht binden oder fühlt sich mit dem Partner nicht wohl, kann auch dafür eine Lösung gefunden werden. Das könnte bedeuten, dass sich diese Person zwar mit der Beziehung arrangiert, dennoch die Freiheit hat sich aus der Beziehung raus zu nehmen.
Egal was es ist, nur wenn darüber gesprochen wird, ist es möglich einen Umgang damit zu finden.

Wir hatten lange Zeit den Wunsch nach Normalität und wollten eine Beziehung wie sie sich „gehört“. Wir wollten unserer Partnerin treu sein, sie nicht hintergehen oder verletzen und dennoch, obwohl dieser Wunsch enorm stark war, ist es uns nicht gelungen und innerhalb der vergangenen Jahre hat sich unser Beziehungsmodell immer mehr anpassen müssen um bestehen zu können.
Wir ( wir als System aber auch unsere Partnerin) mussten lernen, dass nicht alle von uns bereit sind diese Beziehung zu führen.
Dass dahinter oft nicht die Intension ist, uns anderen die Beziehung zu zerstören oder zu nehmen, sondern viel mehr der Wunsch, nach eigenen Bedürfnissen leben zu dürfen oder auch uns als System vor Verletzungen und Enttäuschungen zu schützen.
Wir mussten und müssen immer noch lernen zu akzeptieren, dass es hier Unterpersönlichkeiten gibt, denen unsere Beziehung nichts bedeutet, die unserer Partnerin gegenüber abgeneigt, ablehnend, aggressiv und distanziert sind und unsere Partnerin musste lernen sich davon abzugrenzen und/oder mit entsprechenden Personen Vereinbarungen zu treffen, wie man dennoch miteinander respektvoll umgehen kann.

Für uns heißt es, ein gemeinsames Beziehungsmodell zu finden, dass sowohl für uns, als auch für unsere Partnerin passend ist. Es bedeutet loslassen von starren Beziehungsvorstellungen, loslassen von der Vorstellung eine Beziehung führen zu können, als wären wir eine Person und zu verstehen, dass unterschiedliche Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse bestehen und das es nicht immer möglich ist einen gemeinsamen Nenner zu finden. Aber auch dann ist es möglich einen gemeinsamen Umgang zu finden aber das erfordert die Bereitschaft von allen Beteiligten einen guten Umgang miteinander führen zu wollen und es heißt nicht automatisch, dass das immer gelingt.
Was wir verstanden haben ist, dass wir wahrscheinlich niemals eine, von der Gesellschaft als normal deklarierte, Beziehung führen werden. Es bedeutet aber nicht, dass Beziehung nicht möglich ist. Es bedeutet vielleicht etwas mehr Gespräche, etwas mehr Verständnis füreinander aufbringen, gemeinsame Lösungssuche und Akzeptanz.

Wie geht man im Streit miteinander um.
Würd ich ein Lehrbuch schreiben, würde ich vermutlich schreiben, man solle darauf achten den Streit mit der Persönlichkeit zu klären, mit der das Problem besteht und möglichst ruhig und sachlich bleiben.
In der Realität ist das sicherlich nicht so einfach umsetzbar. Zum einen ist für den Partner nicht immer unbedingt klar, mit wem er es gerade zu tun hat (kann ja innerhalb weniger Sekunden wechseln, hintergründig wechseln usw) und zum anderen kann die Person auch während des Streits verschwinden und eine andere an ihre Stelle treten (vielleicht auch unbemerkt vom Partner). Schwierig wird es, wenn die Unterpersönlichkeit die den Körper übernommen hat, nicht weiß warum oder worüber gestritten wird, wenn sie nicht einsortieren kann warum der Partner gerade so abweisend, wütend, verzweifelt (was auch immer) ist. Vielleicht hat die nun aktive Unterpersönlichkeit gar keinen Bezug zu dem Thema, nur ein Teilwissen, streitet ab (weil sie keinerlei Erinnerung hat).

Also grundsätzlich kein einfaches Thema, denn Streit bedeutet für viele Systeme große Gefahr und je nach dem wie die Streitkultur ist, kann es auch schnell zu triggernden oder retraumatisierenden Erfahrungen kommen, ohne das es von der beteiligten Person gewollt ist.
Es ist sicher als Partner nicht leicht, wenn die Person mit der man gerade diskutiert oder streitet, einfach verschwindet und die Person die dann zum Vorschein kommt, in einer ganz anderen Verfassung ist und einen anderen oder auch keinen Bezug hat. Es ist nicht einfach dann erstmal eine Streitpause einzulegen und darum zu bitten mit der Person sprechen zu können, mit der das Problem besteht. Wenn es gelingt das zu trennen, heißt es noch nicht, dass auch die Möglichkeit besteht, betreffende Person erneut zu sprechen. Vielleicht funktioniert es gleich, vielleicht auch erst Stunden, Tage oder Wochen später. Vielleicht ist es aber auch gar nicht möglich den Streit mit der Person zu klären mit der man ihn hat. Dann wäre es sicher hilfreich mit Personen aus dem System zu sprechen, die einen Bezug dazu haben, soviel Hintergrundwissen haben, dass es möglich ist eine Klärung zu erreichen… manche Themen liegen vielleicht auch lange auf Eis und warten dort auf Klärung oder auch nicht…
In der Realität ist die Trennung gar nicht einfach umzusetzen, denn gerade in Streitsituationen ist man häufig emotional, gerät evtl. in Rage und möchte seinen Frust loswerden. Häufig entsteht auch ein Gefühl von: das muss geklärt werden und kann nicht ruhen. Manchmal entsteht eine zusätzliche Wut des Partners, weil die Person mit der man gerade streitet einfach verschwindet und man mit seiner Problematik allein zurückgelassen wird, ohne die Möglichkeit der Kärung.

Unsere Empfehlung (und man bedenke dabei das wir keinerlei gesunde Erfahrung in der Streitkultur haben und selbst hart daran arbeiten müssen, Streit gut und überhaupt klären zu können) ist, möglichst ruhig und sachlich zu bleiben, bei sich zu bleiben und nicht in die Anklage zu gehen. Während dem Streit darauf zu achten, ob ein Wechsel stattfindet und zu überprüfen ob es möglich ist den Streit/das Gespräch weiter zu führen oder ob es mehr Sinn macht, etwas zu vertagen und erneut anzugehen.

Für uns ist es ganz wichtig zu lernen und zu verstehen, dass ein Streit nicht dazu führen muss, dass wir verlassen werden, dass wir bestraft oder erniedrigt werden und dennoch sind es diese Ängste, die in Streitmomenten dominieren und unser Verhalten (und somit auch Wechsel) beeinflussen. Es bedarf immer wieder einer Überprüfung der Situation und dem Bezug zur Realität, denn häufig finden Übertragungen von alten Erfahrungen auf die neue Situation statt und häufig auch, ohne das es einem bewusst ist.

Ansonsten gilt für eine Beziehung mit einer Multiplen das selbe wie für jede andere Beziehung.
Ein rücksichtsvoller und respektvoller Umgang und reden… rede… reden…

Wortlosigkeit

Es fällt uns sehr schwer momentan hier zu schreiben. Nicht nur hier auch sonst gelingt es uns kaum. Als wäre das noch nicht genug, schmeißen wir uns sämtliche anderen Hürden in den Weg, die uns das Leben weiter erschweren können. In den vergangenen Beiträgen haben wir auch schon immer mal wieder davon geschrieben, wie schwer es uns fällt, den Kontakt zu wichtigen Personen zu halten.

Niemandem von uns wird damit wirklich geholfen sein auch, wenn der ein oder andere meint, es wäre der schlauste Weg sich aus dem Staub zu machen, schnell wieder alle Fenster und Türen zu schließen, bevor wirklich jemand dahinter schaut. Bevor es wirklich jemand schafft, dass wir sie/ihn lieb haben, ins Herz schließen und schlimmer noch, bevor man uns vielleicht wirklich gern hat. Denn am Ende sind wir doch dann nur enttäuschender Ballast usw. bla bla bla… scheiß Tätergedönsgelaber!!! Dummerweise schwirrt es uns aber sowas von durchs Hirn, dass man kaum was hat zum gegensetzen und ja auch eigentlich wirklich genug Zweifel da sind, ob das alles so gut und richtig ist, wie es ist oder ob wir uns damit dann nicht doch noch die eigene Grube graben. Wo Zweifel vorhanden sind, ist es leicht die Gedanken zu vergiften. Viel zu schwer ist es, sich davon zu distanzieren, sich bewusst zu machen, dass man so eigentlich gar nicht denkt und denken möchte.

„Nimm das was da ist und was irgendwann daraus wird, wird man sehen.“ Gerne würden wir das für uns übernehmen. Gerne hätten wir den Raum in uns den Moment zu genießen, das festzuhalten, was ist und nicht nach der Zukunft zu fragen. Zumal uns ja auch bewusst ist, dass niemand sie uns voraussagen kann, dass niemand eine Garantie aussprechen kann und das wir lernen müssen dieses Risiko einzugehen, wenn wir andere, gute Erfahrungen machen möchten. Das möchten wir. Alles in uns schreit danach Leben zu erfahren, Freiheit kennen lernen zu dürfen, Selbstbestimmtheit fühlen zu dürfen, sagen zu dürfen was man sagen möchte, fühlen zu dürfen was man fühlen möchte, Entscheidungen treffen zu dürfen, ohne ständige Gefahr der Bestrafung. Das und noch vieles mehr möchten wir sehr gern, unsere Angst aber steht uns im Weg, Kontaktverbote stehen im Weg, Schweigegebote stehen im Weg, VERBOTE VERBOTE VERBOTE!!! sie stehen im Weg und fesseln uns an alte Verhaltensmuster. Schmeißen uns zurück in den Stillstand und die Wortlosigkeit, in die Gelähmtheit und Hilflosigkeit, in die Verzweiflung, in die Todessehnsucht, in die Todesangst, in die Flucht, den Rückzug, die Einsamkeit, das Alleinsein.

Vor zwei Tagen mussten wir notfallmäßig zum Zahnarzt. Der totale Trigger für uns und schier unaushaltbar aber es ging kein Weg mehr dran vorbei und wir wurden zwangsmäßig (lieb gemeint) zum Zahnarzt geschliffen. Der Weg dorthin war schon ein einziger Kampf. Wegrennen wollen und versuchen, hysterisch werden, dissoziieren, streiten, heulen, durchdrehen. Dort angekommen, am ganzen Körper zitternd und panische Angst, hat ne kleine von uns dann (wie so häufig) übernommen und mutig die Behandlung über sich ergehen lassen. Es war schlimm für sie, zumal es uns zwischendrin total weggeflasht hat und unsere Partnerin doch ne Weile gebraucht hat uns da wieder raus zu holen. Am Ende waren wir froh das sie dabei war, denn sie kennt uns gut genug um die Situation zuordnen und reagieren zu können, was sie dann auch tat und auch die Zahnärztin samt Helferinnen waren super und haben richtig gut reagiert. Sicher auch weil unsere Partnerin ihnen nebenbei erklärte was da gerade bei uns passiert und woran es uns erinnert, was soviel Angst auslöst. „Hier bricht euch keiner den Kiefer, das Knacken ist normal und kommt vom Zahn. Hat sich genauso schlimm angehört aber es passiert euch hier nichts. Der Kiefer ist noch ganz und das bleibt er auch!“ Diese und ähnliche Sätze kamen dann auch von der Zahnärztin, die relativ schnell verstanden hat. Unsere Lütte hat das so super gemacht und trotz des heftigen Flashs und Dauertriggers durchgehalten und war am Ende furchtbar stolz, wir andern auf sie auch und wir sind es noch. Was wir ohne diesen Zwerg machen würden… ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen…

Und dennoch, es geht ihr nicht gut. Sie hat in den letzten Wochen einiges erfahren und erlebt, was ihr schwer fällt zu begreifen und zu verarbeiten. Sie versucht ihre Fröhlichkeit nicht zu verlieren, vielleicht auch, weil sie weiß wie wichtig sie für uns ist, ihre positive unbeschwerte Art. Sie überspielt wie es ihr geht und das bereitet uns Sorge. Lieber hätten wir es, sie würde reden, sich das holen was sie braucht, sich helfen lassen. Vielleicht braucht sie aber auch wirklich erst eine Zeit für sich um sich dann mit uns und den Thematiken auseinander zu setzen.

Wir sind an einem ziemlichen Tiefpunkt der schwer zu händeln ist, in dem es schwer ist nicht wirklich aufzugeben und denen das Feld zu überlassen, die diesem Leben einfach ein Ende bereiten. Genau deshalb aber fangen wir noch mehr an zu kämpfen und noch mehr zu fokussieren. Wir wollen das nicht einfach zulassen, wollen auch jetzt wieder irgendwie über diesen Punkt hinweg kommen. Also versuchen wir uns auf anderes zu konzentrieren. Heut haben wir Lampen in unserer Wohnung angebracht. Bisher gab es nur eine im Kinderzimmer, ansonsten nur die rohen Fassungen mit Glühbirnen drin. Und ständig haben wir es vor uns hergeschoben, weil es immer hieß wir würden hier bald wieder ausziehen und somit lohnt es sich nicht. Inzwischen ist uns egal ob wir morgen oder übermorgen ausziehen (was wir natürlich nicht tun), wir möchten die Wohnung endlich schön haben. Also, heute Lampen gekauft und auch direkt angebracht. Hat gut geklappt und wir haben es ohne Stromschlag oder Kurzschluss geschafft. Im Anschluss dann nochmal losgefahren und für unsere Wohnzimmerfenster Jalousien gekauft. Die haben wir dann natürlich auch direkt angebracht, sowas können wir dann ja doch nicht liegen lassen. Eine Jalousie muss morgen nochmal umgetauscht werden aber dann können wir die auch noch anbringen und dann ist es fertig. Hab schon überlegt, ob ich unserem netten Spannernachbarn zuliebe eine Zeit einrichten sollte, für die wir ihm versprechen, dass wir die Jalousien oben lassen. Nicht das ihm nachher zu langweilig wird und er wegen uns noch mehr Bier trinken muss… Ach nee… cool, wenn man auch einfach mal zu machen kann und man nicht ständig auf dem Präsentierteller hockt.

Morgen bekommen wir dann noch einen neuen, gebrauchten Esstisch und Stühle. Die werden wir abschleifen und neu lackieren. Da freuen wir uns schon riesig drauf. Solche Arbeiten machen wir gern und endlich wieder ein Esstisch zu haben, ist auch richtig toll!

So, das ist es nun erst einmal wieder gewesen. Ich bin gerade froh, dass wir es mal wieder geschafft haben etwas zu schreiben und wir möchten versuchen wieder häufiger zu schreiben. Ihr werdet sehen ob es uns gelingt oder ob es doch noch eine Weile still um uns bleibt.

Lass den Weg nicht enden

Der Kopf ist voll. Voller Gedanken, voller Angst, voller Verzweiflung, voller Freude, voller Verwunderung und noch so viel mehr.

Wir kommen kaum dazu hier zu schreiben, es fehlt die Zeit dafür und wenn die Zeit da ist, verlieren sich die Themen ineinander, verrutschen, werden ungreifbar, entgleiten, brechen ab, ersetzen sich mit neuen.

Es war ein guter Tag. Unser Sohn hat seinen Vater nach vier Jahren endlich wieder gesehen und das Treffen war gut, wirklich gut. Beide haben es genossen und es gibt Aussichten, dass es weiterhin Kontakt geben kann. Wir haben so oft dafür gekämpft, so oft ausgehalten, so oft gebettelt, so oft geweint, so oft unsere eigene Verzweiflung unserer eigenen Kindheit spüren müssen, so oft halten müssen, so oft verzeihen müssen, so oft neue Chancen geben müssen, so oft hoffen müssen, so oft streiten müssen, so oft uns beschimpfen und erniedrigen lassen müssen. Und das alles ist okay. Es ist okay, wenn das Ergebnis sein kann, dass wieder neuer Kontakt entsteht. Wir sind skeptisch, hinterfragen, beobachten, zweifeln und hoffen.

In der Zwischenzeit haben wir mir einer Freundin einen Stadtbummel gemacht, sind stundenlang durch Läden gehuscht. Die Ablenkung war super und wir konnten nicht ganz in das innerlich bestehende Chaos abrutschen. Das war sehr gut.

Dennoch kommen wir nicht zur Ruhe, es ist einfach wieder zuviel los. Ein Thema jagt das andere, eine Katastrophe die nächste und ständig begleitet uns das Gefühl, der nächsten Katastrophe schon mit ausgebreiteten Armen entgegen zu laufen. Ja ja, ich weiß, erwartet man eine Katastrophe kommt sie auch. Naja, erwarte ich sie nicht, kommt sie auch 😉 macht also keinen Unterschied. Außer vielleicht den einen, winzig kleinen: Wir sind darauf vorbereitet, rechnen damit, stehen in Alarmbereitschaft.

Wir müssen kämpfen weiter Kontakt zu Helfermenschen halten zu können. Es wird schwierig, sie sind zu sehr da, zu bereit, zu gefährlich, zu… da…

Wir rudern zurück, wollen es aber gar nicht. Das Bedürfnis alle Kontakte abzubrechen ist stark. Es zerrt und zieht, jeder Kontakt ist Kampf und Herausforderung, regt Widerstand, ist ein riesen Fragezeichen, eine Bedrohung mit Ausrufungszeichen, ein in Brei versinkendes Wirrwar, ein Luft abschnürendes Bündel.

Wir machen es anders, sprechen über die entstehenden Probleme und hoffen darauf, damit einem Kontaktab-/einbruch entgegenzuwirken. Wir preschen vor in unbekanntes Terrain und wir werden dabei gehalten, nicht vergessen, nicht stehen gelassen, nicht allein zurück gelassen.

Wir wünschen uns, uns selbst diesen Halt nicht nehmen zu müssen! Wir wünschen uns (und ja, ich weiß es ist verboten Wünsche zu haben und erst recht sie zu äußern, ABER), wir wünschen uns das wir den Weg weiter gehen dürfen/können. Wir wünschen uns, uns weiter einlassen zu dürfen/können und wir wünschen uns, dass der Weg dieses Mal weitergehen darf!

 

Erinnerungsfake

Mir ist etwas aufgefallen, ich mein das wäre es schon öfter (ich verliere das Wissen nur immer wieder), was nicht unbedingt dazu beiträgt, dass ich mir selbst und meiner Wahrnehmung auch nur in Ansätzen trauen könnte.

Ich versuche mal zu erklären.
An der ein oder anderen Stelle steht über Multiple geschrieben, dass es Personen im System geben kann (manchmal auch sicher alle), die eine Amnesie für die Amnesie haben. Bedeutet also, ist eine andere Person im Körper bekommt man nicht mit was passiert und merkt aber auch wenn man wieder die Kontrolle hat nicht, dass einem davor Zeit fehlt. Es ist nicht zugänglich und wird genauso nicht wahrgenommen, wie das was die andere Person in der Zeit gemacht/gesagt hat.

Ich gebe ja nur ungerne zu Dinge nicht mitbekommen zu haben. Nicht nur anderen Gegenüber sondern auch oder vor allem mir selbst gegenüber. Es ist für mich nach wie vor ein schwierig auszuhaltendes Gefühl. Ständig von der Angst begleitet, irgendwas schlimmes, fremdartiges, peinliches, unangenehmes, unangebrachtes könnte passiert sein.

Meistens (zumindest gehe ich davon aus) bekomme ich es mit, wenn ein Wechsel stattgefunden hat, mir Zeit fehlt, ich keine Ahnung von der Situation habe in der ich gerade gelandet bin. Manchmal, so scheint es, dann aber auch nicht. Vielleicht liegt es daran, zu welchen Systemteilen oder Anteilen gewechselt wurde, vielleicht aber auch nicht.

Dann gibt es da aber noch etwas anderes und das verunsichert mich sehr (mal wieder, denn jetzt wo ich mich daran erinnere, erinnere ich mich auch das ich es schon mal wusste). Weil es mir nicht nur etwas nimmt von dem ich einfach nicht weiß das es da war, sondern weil es Verändert.

Das gestaltet sich dann so, dass ich fest davon überzeugt bin etwas erlebt oder getan zu haben und auch meine mich daran zu erinnern. Vermutlich fällt es mir in den meisten Zusammenhängen gar nicht auf, in Beziehungen zu anderen Menschen, erfährt man dann aber die Widersprüchlichkeit der Erinnerung und dem tatsächlich gewesenen.

Jetzt wollte ich ein Beispiel anbringen und mir fällt auf, das ich den Bezug schon wieder verloren habe. Keine greifbaren Beispiele mehr da sind und mein Wissen sich in neblige, schwabbelige, undurchsichtige, klebrige Masse auflöst.

Also, um das Thema aber nicht wieder ganz zu vergessen, versuch ich es dennoch, dann halt ohne Beispiel, zu erklären.

Erinnerungen, die am Ende keine sind, weil sie ungefüllt sind, falsch sind, ein Tarnerinnerung die die Realität verschleiern soll.

Ich bin gerade (ich glaub auch das nicht zum ersten Mal) überrascht davon was passiert, sobald ich versuche das Thema aufzugreifen.

Mir entgleitet jeglicher Bezug, ich verstehe selber nicht mehr was ich sagen möchte oder worum es überhaupt geht. Ich lese die Worte die ich eben noch geschrieben habe und frage mich worauf ich denn nun hinauswollte. Und irgendwo ganz hinten spüre ich, wie es verschwindet, wie es mir entzogen wird, abgesaugt als würde man es mit einem Staubsauger entfernen wollen.

Das nimmt mir gerade die Möglichkeit diesen Artikel dahin zu bringen, wo er eigentlich hingehen sollte (wohin sollte er denn gehen?), es verlieren sich die Worte mit denen ich erklären könnte was ich noch weiß. So als würde ich keine Worte mehr kennen, sie sind da und haben keine Bedeutung mehr und verlieren den Inhalt, genauso wie ich meinen gerade verliere.

Es ist mir gerade nicht mehr möglich dieses Thema weiterzuführen und dennoch werde ich es so stehen lassen. Wenn ich mich das nächste Mal erinnere, wird es dann einen zweiten Teil geben.

Eisige Kälte -sie erinnert sich-

Eine Erinnerung die triggern kann. Deshalb bitte nur lesen, wenn ihr euch stabil fühlt.

Sie liegt in ihrem Bett. Eisige Kälte lässt ihren Körper zittern. Sie rollt sich unter der Bettdecke zusammen, sehnt sich nach Schlaf um die Kälte nicht mehr zu spüren. Sie könnte aufstehen, sie ist alt genug, fast 30 Jahre und dennoch liegt sie da. Mit unsichtbaren Ketten ans Bett gefesselt, unfähig ein Bein aus dem Bett zu stellen.

Sie erinnert sich

Ein kleines Mädchen, damals gerade drei Jahre alt, liegt zitternt und leise wimmernt in ihrem Bett im Kinderzimmer. Unter ihr, die Matratze nass und kalt. Sie muss ins Bett gemacht haben, kann sich daran aber gar nicht erinnern. Sie weiß noch das sie eben noch ganz schlimme Bauchschmerzen gehabt hat, Mama hatte ihr verboten auf die Toilette zu gehen. Den ganzen Tag lang hat sie das nicht gedurft. Sie soll endlich lernen ihren Körper zu kontrollieren! Auf die Toilette darf man nur nach Erlaubnis, fragen darf man aber auch nicht, das ist gefährlich.

Sie sitzt da, ihr ist kalt. Kleidung darf sie nicht tragen. Nur ein dünner Bettbezug schützt sie ein bisschen vor der eisigen Kälte.

Sie wartet.

Jeden Moment werden die Schritte auf der Treppe zu hören sein. Die Mutter wird kommen und schauen ob sie brav ist. Sie legt sich auf die nasse Matratze, versucht zu verdecken was ihr passiert ist und wartet.

Die Schritte, sie hört die Mama die Treppe hinauf gehen. Man erkennt am Geräusch der knarrenden Holzstufen, das sie es ist. Sie kommt ans Bett des Mädchens, nuschelt unverständlich vor sich hin. Plötzlich schreit sie los, ob das kleine dreckige Luder nicht hören kann, es sollte sich in die Ecke stellen mit dem Gesicht zur Wand gekehrt.
Sie geht raus und brüllt R., der unten im Haus ist zu, dass das kleine dreckige Luder mal wieder vor Angst ins Bett gepinkelt hat und noch immer nicht begriffen hat, das nicht sie entscheiden darf, wann sie ihre Blase entleert.

Er kommt die Treppen rauf, viel schneller als die Mama. Wahrscheinlich nimmt er immer zwei Stufen auf einmal. Mama verschwindet und überlässt das Mädchen R.

Er packt sie von hinten an den Haaren, sie schreit auf als er sie hinter sich herschleift, runter und raus in seine „Werkstatt“.

Sie verschwindet, kann den Schmerz nicht aushalten.

Stunden später. Er hat sie fest am Arm gepackt und zerrt sie hinter sich her, durch den kalten Schnee, nackt und zitternd. Sie kann nicht richtig laufen, spürt ihre Beine nicht. Es stört ihn nicht. Wie einen Sack zerrt er sie weiter in den Pferdestall, die Leiter rauf auf den Dachboden und wirft sie dort ins Stroh. Er verschließt die Luke und geht.

Jetzt hat sie ihre Ruhe. Es ist Winter, der Wind weht und es schneit. Sie friert, verkriecht sich unterm Stroh. Es pickst und juckt. Es brennt wenn es in die offenen Stellen am Rücken pickt.

Es ist besser als erfrieren und hier wird man sie erstmal vergessen.

Sie versinkt in ihrem Innern und wünscht sich dort bleiben zu dürfen, für immer!

Von wegen stoppen…

Gestern noch gedacht man könnte es stoppen, das Fühlen, das Erinnerungen zulassen und so. Gestern noch…

Heut siehts da ganz anders aus. Stoppen? Nix da! Hier wird nichts gestoppt. Heute gibts hingegen die volle Ladung.

ERINNERUNGEN

Und wir wollens nicht sehen, wir wollens nicht fühlen und wir könnens nicht!!! Nee überfordert!

Das ist ein riesiger Unterschied zwischen einem theoretischen Wissen und einem (kein Plan wie mans nennen soll) einem  fühlenden, sehenden, nicht begreifenden, ergreifenden Irgendwas!

Schreiben fällt schwer, wir finden keine Worte für das was ist.

Es gibt keine Worte dafür, nichts beschreibt wirklich das was es ist. Kein Wort was uns einfällt würde nur im Ansatz wiedergeben was sich hier abspielt.

Ich möchte nur noch raus hier! Weg aus diesem Körper und diesem Leben das mir so fremd und unbegreiflich ist!

 

Vorhin gab es ein kurzes Gespräch mit dem Sohnemann und der Partnerin. Dem Sohnemann sollten/mussten (oder was auch immer) einige Situationen erklärt werden. Es wurde drüber gesprochen was er dann machen kann, wie es ihm da geht und so weiter (kriegens nicht wirklich aufgeschrieben). War nicht lang das Gespräch und eigentlich auch ganz okay aber suuuuper anstregend. Aber wir sind froh das es stattgefunden hat und das wir es nicht weiter vor uns hergeschoben haben. Die Partnerin hat es sozusagen in die Hand genommen und das war okay und gut. Wir haben das Gefühl, dass es auch für den Kleinen gut war.

Irgendwie passt das hier gerade gar nicht rein. Egal! Mehr als das ist eh nicht drin heut.

Von allem ein bisschen…

Heut war ein ähnlich fieser Tag wie gestern, nur irgendwie anders…

Geschlafen haben wir, wenn überhaupt, eine Stunde. Dementsprechend waren wir heut früh nicht sonderlich fit und so richtig gute Laune wollte auch nicht aufkommen. Irgendwie hing uns der gestrige Tag dann doch noch im Nacken. Die Gedanken an den Bruder, ja auch irgendwie die Vorwürfe sich bei ihm gemeldet zu haben, wenn auch nur per Facebook aber gemeldet ist gemeldet. Und irgendwie, eigentlich wollen wir das ja gar nicht mehr und uneigentlich, ja uneingentlich wollen wir wohl, uneigentlich können wir uns ein Leben ohne ihn (auch wenn es das seit Jahren ja bereits ist), nicht richtig vorstellen.

Außerdem brachte der gestrige Tag die Erinnerungen ins rollen. Es fällt uns schwer nicht einfach wieder die Augen zu verschließen, nen bisschen abzuspalten und fröhlich weiter zu machen. Die letzten Jahre sind wir damit immer so verfahren. Diesmal gehen wir anders daran. Wir fangen an und trauen uns genauer hinzugucken, tatsächlich auch ein kleines bisschen von dem zu fühlen was da hoch kommt. Gut, wohl wirklich nur ein kleines bisschen und es ist auch okay es immer wieder beiseite zu räumen aber es sind Ansätze.

Das sind ganz neue Erfahrungen für uns, ich bin gespannt wie und ob das weiter funktioniert. Gut ist gerade zu spüren das es uns nicht komplett überrollt. Eine unserer Ängste ist ja, dass wir, wenn wir zulassen zu fühlen, so megamäßig erschlagen werden, dass wir nie wieder aufstehen. Auch wenn es nur minimalezwergenhäppchen sind, irgendwie sind wir ein bisschen stolz das wir nicht wegrennen. Zum ersten Mal steht ein bisschen gefühlsmäßiges Annehmen an und nicht nur ein irgendwie wissen und wieder abspalten. Ob das langfristig funktioniert oder einfach nur mal kurz, ist grad total irrelevant, wir sind froh zu spüren, dass es überhaupt geht. Selbst wenn es morgen schon wieder vorbei sein sollte, so können wir das dennoch als Fortschritt verbuchen. Und damit wir nicht vergessen, dass es da ein Fortschritt gibt, wird es hier festgehalten.

Das wir uns das trauen wird wahrscheinlich darauf zurück zu führen sein, dass wir tatsächlich das Gefühl haben ein helfendes Netz zu haben. Oh man, letztes Jahr um diese Zeit hätten wir uns nicht mal getraut auch nur davon zu träumen.

Nee keine Sorge, dass heißt überhaupt nicht das wir es nicht anzweifeln würden, das wäre ja gelacht 😉

Aber dennoch, das Gefühl das es echt ist und da ist scheint den Zweifeln derzeit überlegen. Ein angenehmes und beruhigendes Gefühl.

Wir wissen gerade überhaupt gar nicht woher es kommt aber derzeit schwappt wieder so eine Welle von Mut und Hoffnung auf, dass wir tatsächlich ein bisschen glauben, es vielleicht doch schaffen zu können. Nee, wir forschen jetzt nicht nach woher das kommt, wir nehmen es einfach mal hin, ohne hinterfragen und wieder in den Boden stampfen. Vielleicht können wir das ja noch ein bisschen erhalten…

Dann hatten wir heute wieder einen Termin bei unserer Psychiaterin. Wir sind im Kontakt mit ihr immer total verunsichert. Liegt wohl daran, dass wir das Gefühl haben von ihr nicht unbedingt ernst genommen zu werden. Nun war es der erste Termin nach dem Chaos im letzten Jahr und natürlich fragte sie nach, wie die Zeit den nun verlaufen ist. Sie hatte sich erkundigt und wusste das wir da dann doch nicht in die Psychiatrie gegangen sind. Wie erwartet hat sie das Ganze dann ein wenig belächelt und uns als ein wenig hysterisch abgestempelt und unsere Therapeutin irgendwie gleich mit. Egal, wie gesagt, wir haben es nicht anders erwartet. Naja, netterweise füllte sie dann direkt unseren Rehaantrag aus und nachdem wir sie mehrfach drauf hingewiesen haben, was wichtig ist und drinstehen sollte, hat sie es dann auch reingeschrieben.

Nun müssen wir „nur“ noch unseren Teil ausfüllen, den Antrag abgeben und hoffen, dass die Reha so wie gewünscht genehmigt wird.

Für morgen haben wir uns vorgenommen Papierkram zu erledigen. *grusel*

Dinge die uns furchtbar schwer fallen, gemacht werden müssen sie aber irgendwie trotzdem. Wir haben echt alles probiert, liegen lassen, ignorieren, verbrennen, wegschmeißen, zerreißen, zerknüllen, magisch beschwören, … nix hat geholfen, es will immer noch erledigt werden. Also werden wir uns da morgen dran setzten und zumindest die wichtigsten Dinge fertig machen. Und vielleicht schaffen wir es dann ja auch noch sie zur Post zu bringen?

Der Nachmittag heut war anstrengend, hinfühlen, annehmen, gar nicht so easy. Dann auch einen Termin nicht geschafft wahrzunehmen. Einfach zu durch gewesen um die Wohnung verlassen zu können. In so einem Zustand kommt man dann eh nicht dort an wo man hin wollte und wenn doch, dann mit ner Stunde oder mehr Verspätung. Da hatten wir heut nicht so den Nerv zu und habens dann einfach gelassen. Was hättes auch für einen Sinn, wenn mans definitiv nich pünktlich hingeschafft hät und nich da gewesen wär bevors eh vorbei gewesen wär.

Entschuldigt unsere Sprunghaftigkeit, sortierter funktioniert es gerade nicht.

In den nächsten Tagen steht ein Telefonat mit dem Vater unseres Zwerges an. So wirklich mögen wir nicht, haben auch Angst davor, dass es wieder schief läuft. Aber querstellen wollen wir uns auch nicht. Und derzeit kann man ja vielleicht auch darauf hoffen das es funktioniert. Was uns ärgert ist, dass wir uns wieder auf etwas einlassen, was wir eigentlich nicht mehr wollten. Nichts schlimmes, dennoch ärgert es uns. Und uns ärgert auch das er es wieder so eingefädelt hat, dass wir im Grunde keine Wahl haben. Wir wünschen uns für unseren Zwerg das es da wieder eine Annährung geben kann und wollen dem auch nicht im Weg stehen, also Augen zu und durch!

Und bevor wir jetzt noch mehr Themen in diesen Artikel quetschen hören wir für heute einfach mal auf. Dann haben wir morgen auch noch was zu erzählen 😉

Erinnerungen an den Bruder

Hier folgen ein paar kleine Erinnerungen die evtl. triggern könnten. Also, wie immer: passt auf euch auf!

 

Ein Tag mit vielen Erinnerungen.

Erinnerungen an die Zeit früher, als wir noch bei der Mutter lebten, als wir noch klein waren, als wir noch eine Familie hatten.

Erinnerungen an die Zeiten mit unserem Bruder.

Keine ganzen Erinnerungen, nur Ausschnitte, ohne Zusammenhänge, ohne Wissen, einfach nur Ausschnitte, Videofetzen mehr nicht.

Nicht nur negative Erinnerungen tauchen auf.

Er hat immer wieder für uns gekämpft, dafür das wir irgendwelche Rechte bekamen.

Als wir noch klein waren, irgendwann in den Jahren bevor wir in die Schule kamen, durften wir nicht mit all den anderen gemeinsam am Tisch essen. Wir waren es nicht wert mit dazu zu gehören. Warum war völlig unklar, wir waren einfach nicht gut genug. Damals lebten wir mit einer anderen Familie zusammen, alle durften am Tisch sitzen. Acht Leute am Tisch und wir mit unserem Essen auf der Toilette. Dort war unser Essensplatz. Der Platz, der uns zustand. Jeden Tag wieder hat unser Bruder die Mutter angebettelt uns doch bei ihnen essen zu lassen, er hat es nicht ertragen können, das wir immer rausgeschickt wurden. Jeden Tag wieder hat er es versucht, jeden Tag wieder sich eine schallende Ohrfeige dafür eingefangen. Manchmal auch zwei, wenn er dann nochmal gefragt hat.

Mutter schlägt auf uns ein, mit Fäusten, mit Tritten, wir liegen am Boden, die Arme schützend vorm Gesicht, die Beine angezogen, wie ein Embrio. Wimmere vor mich hin, flehe sie an aufzuhören, mich nicht tot zu schlagen. Dann der Bruder, er zerrt an ihr. Schreit, sie soll aufhören, soll lieber ihn verprügeln, wenn sie nicht weiß wohin. Das alles während sie auf mich einschlägt. Er gibt nicht auf, reißt weiter an ihr rum, bis sie sich irgendwann umdreht, von mir ablässt und ihn verprügelt. Nachdem sie fertig war, für den Bruder hatte sie nicht mehr soviel Kraft übrig, kam er und hat mich getröstet und mir geholfen.

Wir sind angeln in Schweden. Mein Bruder, mein Opa und ich. Das haben wir häufig gemacht, stundenlang immer wieder die Angeln ins Wasser geschmissen und uns über jeden Fang gefreut. Hatten wir nen Fisch gefangen war man stolz auf uns, hat uns gelobt und zuhause den Fisch vorgezeigt. Einmal hab ich nen Hecht geangelt der war nen Meter zwanzig groß. War ziemlich genial, davon wurd sogar n Foto geknipst. Da war selbst der Bruder voll stolz auf mich, obwohl der mich sonst immer voll aufgezogen hat. So von wegen Mädel beim Angeln, das kann ja nichs werden. Oder, zieht die Köpfe ein Leute, die … wirft die Angel aus. Tja, ich habs ihm gezeigt und ich hab immer mehr gefangen als er und meist auch größere Fische.

Nach einer schlimmen Nacht dürfen wir endlich ins Bett, Skatabend ist vorbei, wir dürfen schlafen gehen. Gehen in unser Zimmer, dort warten wir bis die Mutter im Bett ist, schieben dann die Zwischentür zum Zimmer unseres Bruders auf, eine schwere Holztür, sie quitscht und knarrt etwas und man muss sehr vorsichtig sein, ein kleiner Spalt reicht, durch den quetschen wir uns durch und rutschen zu unserem Bruder ins Bett. Wir wollen jetzt nicht allein sein mit all dem Schmerz und all dem allein sein und all der Verzweiflung. Er dreht sich um, nimmt uns in den Arm, deckt uns zu. Beide sind wir nackt, angezogen durften wir nicht schlafen. Er hat eine Erektion, hat vielleicht schon auf uns gewartet, steckt ihn in uns rein und bewegt sich bis er kommt. Wir liegen einfach da, er erwartet nicht das wir mitmachen, es reicht ihm, wenn wir da liegen. Danach nimmt er uns in den Arm, streichelt uns und schläft mit uns im Arm ein. Er beruhigt uns, ist lieb.

Ich bin beim Handball, ein wichtiges Spiel, es geht um den Aufstieg in die Oberliga. Alle sind da, die Mutter, der Bruder, die Großeltern, der Onkel. Alle erwarten ein perfektes Spiel, sie erwarten das mein Name im Zeitungsbericht erwähnt wird, dass ein Foto von mir in der Zeitung zu sehen sein wird. Dafür muss ich gut spielen, nicht nur gut sondern sehr gut und eigentlich noch besser. Ich muss auffallen, als die Beste auf dem Spielfeld. Mir ist klar, dass ich niemanden enttäuschen darf, niemanden enttäuschen möchte, es soll sich niemand für mich schämen müssen! Mein Spiel wurde perfekt, wie so oft habe ich nach dem Spiel wieder Angebote anderer Mannschaften bekommen, wie so oft wollte die Zeitung mit mir sprechen, wie so oft, stand mein Name hinterher in der Zeitung, wie so oft, daneben ein Foto meiner Person. Meine Mutter war unzufrieden, hatte immer noch was zu meckern, meine Oma stimmte in ihre Kritik vollkommen ein, der Opa sagte wie immer nichts. Der Bruder aber, er kam mir entgegen gerannt: “ Geniales Spiel Schwesterherz! Echt geil gespielt. Da kannste mal wieder richtig stolz auf dich sein, Alte!“

Das sind nur ein paar kleine Erinnerungen des heutigen Tages…

und der Bruder fehlt, die Sehnsucht ist so groß, die Schuld wächst von Sekunde zu Sekunde…

… wir habens nicht anders gewollt…

Mehr als nur eine Erinnerung oder eine Emotion

Es ist immer wieder interessant, von anderen Systemen zu erfahren, wie sie sich erleben. Sicher ist es kaum anders als bei nicht Multiplen jeder nimmt sich auf andere Art und Weise wahr.
Diesmal fühlen wir uns gedrängt etwas zum Thema Persönlichkeiten/Innenpersonen/Anteilen zu schreiben. Unsere Sicht, unser erleben mitzuteilen.
Was zunächst daraus abzuleiten ist, das in einem anderen Blog vermutlich über uns geschrieben wurde. Nicht direkt, lässt sich aber ableiten und wenn nicht haben wir halt nen kleinen Hau, fällt auch nicht mehr auf 😉
Grundsätzlich gibts da gar nichts zu meckern, allerdings erleben wir uns anders als dort beschrieben, können uns nur in Teilen damit identifizieren und haben das Gefühl uns erklären zu müssen/ wollen.
Wahrscheinlich werden wir es nicht schaffen, es so ausführlich und umfassend zu schreiben, wie wir es uns eigentlich vorgenommen haben. Denn wir hatten schon länger vor etwas zu schreiben über Innenpersonen, Facetten, Splitter und was es da sonst noch alles gibt.
Wir sind mehr als nur eine Emotion oder ein Erlebnis. Nicht jeder, deshalb lässt sich auch nicht jeder abgespaltene Anteil als Persönlichkeit bezeichnen. Ich als eine von vielen hier, bin durchaus in der Lage Emotionen zu empfinden, „gute“ Emotionen wie Freude, Zufriedenheit, Liebe und auch „schlechte“ Emotionen wie Wut, Ärger, Angst, Hass usw. Ich bin nicht nur eine Erinnerung an einen Akt des Missbrauchs, ich habe eigene Ecken, Beulen, Facetten, Kanten. Ich kann nett sein, kann aber auch wütend sein, traurig oder enttäuscht.
Das gilt nicht nur für mich, die Innenperson die das hier schreibt, sondern für viele viele andere hier ebenfalls. Und wir gehen unterschiedlich mit dem Erleben bestimmter Gefühle um, so wie es auch unterschiedliche Leute in zwei unterschiedlichen Körpern tun würden. Manchmal gibt es parallelen, Ähnlichkeiten im Denken und Handeln, manchmal überhaupt nicht.
Wenn dann jemand kommt und sagt, „Du bist die, die immer so freundlich ist und lächelt.“ oder „Du bist also die, die alles organisiert!“ oder auch „Du bist also der Beschützer.“, fühlt sich das falsch an!
Ich bin nicht nur die Fassade die ich nach außen trage,  A. ist nicht nur der böse Beschützer, der jeden umlegt der uns was will, N. ist nicht nur die, die so toll zuhören und helfen kann, L. ist nicht nur das kleine fröhlich rumspringende Mädchen. Nein, jeder von uns ist ein facettenreiches Ich.
Dann gibt es da noch so etwas was wir eher als Splitter bezeichnen. Das sind Anteile die ausschließlich an ein Erleben gekoppelt sind oder an eine bestimmte Emotion. Auch Emotionsträger oder Erinnerungsträger genannt. Teile der Gesamtperson die keine eigene Identität entwickelt haben, die fest gebunden sind an das Erlebte. Ein Teil der, als Beispiel, nur wahnsinnige Wut enthält, zählt in unserem Erleben nicht als Persönlichkeit, könnte kein eigenes Leben führen, besitzt keine große Substanz.

Nachdem wir heute über einen Link ein Video von einer Multiplen gefunden haben, waren wir erstmal begeistert, weil wir es grundsätzlich absolut gut, stark und mutig finden, sich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu das Video anzugucken kamen wir nicht mehr, nachdem wir den Text zu der Sendung gelesen haben. Da stand unter anderem das betreffende Multiple dreihundertirgendwas Personen ist und sie dementsprechend dann wohl dreihundertundirgendwas mal missbraucht wurde. Pro Person sozusagen ein Missbrauch. Da stellen sich uns die Nackenhaare auf, wir sehen schon wieder wie man in den dort genannten Selbsthilfeforen, sich gegenseitig wieder hochpuscht. Na, wer hat denn nun am meisten Innenpersonen und das Schlimmste erlebt/überlebt?
Die Anzahl der Innenpersonen hat gar nichts damit zu tun wie häufig wir missbraucht und gequält wurden, sondern ausschließlich darüber, wie oft unsere Psyche es zum überleben notwendig hielt zu spalten. Das kann genauso gut in einer einzigen Missbrauchssituation sein, das zehn Personen abgespalten werden, in einer anderen vielleicht keine, weil es schon jemanden gibt, der das tragen kann. Das ist bei jedem unterschiedlich. Steckt man zwei Kinder in genau die gleiche Situation von Missbrauch und Gewalt, spaltet das eine Kind vielleicht ab, das andere wiederum gar nicht, zu einem anderen Zeitpunkt oder (weil es die Psyche dieses Kindes nicht anders verpacken kann) viel mehr Anteile als das andere Kind.

Leider sind dort auch ausschließlich Seiten verlinkt, die wir nicht unbedingt für die beste Anlaufstelle halten, wenn man etwas übers multipel sein lernen möchte.
Für uns ein sehr fader Beigeschmack und wenn wir uns wieder beruhigt und die nötige Distanz geschaffen haben werden wir uns die Sendung dann auch noch angucken.
Aber egal wie, wir finden es mutig und stark, sich so öffentlich zu diesem Thema zu äußern und hoffen das es einen kleinen Teil zum Verständnis dessen, was es bedeutet multipel zu sein, beiträgt.

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